Quelle: Archiv der „Pforzheimer Zeitung“ (c) Pforzheimer Zeitung


Genetischer Zwilling gesucht

Nur gesunde Stammzellen können das Leben von Christian retten
 

NEULINGEN-BAUSCHLOTT. Der elfjährige Christian Stösser aus Bauschlott ist an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Die lebensrettende Heilungsmöglichkeit sehen die Arzte in der Übertragung von gesunden Stammzellen. Es gilt einen sogenannten genetischen Zwilling zu finden, dessen Knochenmarkspende dem Jungen eine über 90prozentige Heilungschance gibt, frei von Chemotherapien, von denen er in diesen Tagen wieder eine durchmacht. "Eine intensive", wie seine Mutter sagt, denn der Krebs ist, nachdem Christian eine kurze Zeit frei von Symtomen war, wieder aktiv geworden. Das heißt, geschwollene Lymphknoten dieses Mal in der Axelhöhle bereiteten ihm Schmerzen und lösten Fieber aus.

Zum ersten Mal wurde Christian, der von der Verwandtschaft als ein sehr liebenswürdiges Kind beschrieben wird, "das mit allen lacht und sich für Fußball interessiert", mit der Krankheit, dem Non Hodgkin Lymphom, im Januar des letzten Jahren konfrontiert. Der Junge war noch keine zehn Jahre alt, als er die erste intensive Chemotherapie wegen der geschwollenen Lymphknoten am Hals begann. Die Tortur dauerte bis Juli. Es folgte eine Dauertherapie, ein Mal die Woche, bis März 2001.

"Dann war es gut", erinnert sich die Mutter und in der Familie keimte Hoffnung auf, die aber nur bis September hielt, "in kurzer Zeit war der Rückfall da, und die Intensivtherapie setzte wieder ein". Seither verbringen Mutter und Vater abwechselnd die Tage am Krankenbett des Sohnes in der Karlsruher Kinderklinik. Zwischendurch darf er aber auch mal nach Hause. Und wenn es ein Sonntag ist, und der FC Bauschlott ein Heimspiel hat, ist Chirstian auf dem Sportplatz anzutreffen.

Das Zuschauen und das Spielen mit dem Ball soll der Fußballfan eines Tages ohne Angst im Nacken genießen können. Um das zu Erreichen hat der Bruder seiner Mutter, Ralph Ebert, die Aktion "Hilfe für Christian" ins Leben gerufen, nachdem "trotz intensiver Suche für den jungen Patienten kein passender Stammzellenspender gefunden wurde". Den genetischen Zwilling zu finden, teilte er den Helfern mit, sei unglaublich schwierig, "weil die Gewebemerkmale von Spender und Patient nahezu vollständig übereinstimmen müssen".

Monika Habermann von DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) vergleicht das Vorhaben mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Um die zu finden, veranstaltet die DKMS in Zusammenarbeit mit DRK, Ärzten, der Gruppe um Ralph Ebert und unter der Schirmherrschaft von Landrat Burckhart und Bürgermeister Raißle am Samstag, 1. Dezember, von 10 bis 16 Uhr, in der Gräfin-Rhena-Halle in Bauschlott eine Typisierungsaktion.

Auf diese Aktion, wie sie auch am 31. März für den leukämiekranken Franz Henn aus Waldrennach statt gefunden hat, setzen die Eltern von Christian ihre ganze Hoffnung, denn bei einer Behandlung, die aus Chemotherapien besteht, stellen die Ärzte ihrem Kind keine gute Prognose aus. Ebert rechnet mit 1000 Teilnehmer, was einen harten Arbeitstag bedeuten würde. "Fast alle Bauschlotter wollen helfen", stellte eine Organisatorin fest, "man muss ihnen nur sagen, wo sie anpacken können".

Die Zeit bis zur Blutbestimmung verstreicht nicht tatenlos. Die Suche in der mit über 812000 registrierten Spendern der Deutschen Knochenmarkspenderdatei hat begonnen.

Ressort: Region
Erstellt am: 07.11.2001
Quelle: Archiv der „Pforzheimer Zeitung“ (c) Pforzheimer Zeitung